Wappen Österreich-Ungarn
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Geographie

Die Schwäbische Türkei liegt nahezu vollständig in Südungarn, begrenzt von der Donau und der Drau sowie vom Plattensee, einschließlich eines kleinen Teils der Südbaranya, die heute zu Kroatien gehört (Donau Drau Winkel). Die heutigen ungarischen Verwaltungseinheiten entsprechen den früheren Komitaten Branau mit Zentrum Fünfkirchen, Schomodei mit Zentrum Kaposvar und Tolnau mit Zentrum Seckshard. Das Gebiet ist fast identisch mit der röm. kath. Diözese Fünfkirchen und umfaßt etwa 3.700 Quadratkilometer. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten hier 200.000 Donauschwaben (> Donau schwaben). Es ist heute das grösste deutsche Siedlungsgebiet Ungarns.

Grenzen:

* Nord: Plattensee * Ost: Donau * Süd: Drau * West: etwa Linie von der Südwestspitze des Plattensees bis zur Murrmündung (in die Drau) Das donauschwäbische Siedlungsgebiet umfaßt in etwa die alten Komitate Branau, Schomodei und Tolnau mit Zentrum Fünfkirchen.

Geschichte

von Günter Junkers Die Bezeichnung "Schwäbische Türkei" wurde im 18 Jahrhundert von Ungarn geprägt und auf der Grundlage einer älteren Bezeichnung, die sich zunächst nur auf einen Teil der unteren Baranya bezog (und seit etwa 1830 auf das gesamte Gebiet ausgedehnt wurde). Nach dem Ersten Weltkrieg übernahmen die deutschen Kolonisten (> Donau schwaben) schließlich ihrerseits die Bezeichnung für diese deutsche Sprachinsel. Seine Bedeutung bezieht sich auf die Tatsache, dass nach der Vertreibung der türkischen Besatzer das Land wüst und alles zerstört war. Die Dörfer waren leer und nur wenige Menschen wohnten in den Städten. Das Land wurde mit Deutschen, nicht nur Schwaben, aus allen süddeutschen Gebieten wiederbevölkert. Bereits im Mittelalter siedelten hier Deutsche (> Donauschwaben). So haben unter der Regierung des ersten König von Ungarn, Stefan dem Heiligen (997 1038), Deutsche an der Kathedrale von Fünfkirchen gebaut. Nach etwa hundert Jahren der Besetzung durch die Türken begann unmittelbar nach deren Vertreibung 1689 die Wiederbevölkerung des entvölkerten und verwüsteten Gebiets. Es muss hervorgehoben werden, das nur vier der heute noch bestehenden Dörfer in Ungarn staatliche Kolonien waren, zwei davon in der Schwäbischen Türkei: Dunakömlöd [deutsch: Kimling] and Németkér [deutsch: Deutsch Ker] alle anderen Dörfer waren im Privatbesitz. Der erste bekannte Landbesitzer war
Abt Jany von Pecsvarad. 1689 schrieb sein Werber Dionys von Rehlingen in Guggenberg, dass er 30 bis 40 Familien habe, die bereit seien, in der Baranya zu siedeln. Bereits 1700 lebten in einem der 5 Dörfer im Besitz der Abtei 101 Familien. Etwa 1690 kamen die ersten Deutschen nach Fünfkirchen. Sie erhielten die vollen Bürgerrechte in der Stadt und einen deutschen Bürgermeister alle zwei Jahre. Mohatsch hatte 1703 einen deutschen Pfarrer. Während des Kuruzzenaufstands (1704 11) wurden alle Siedlungen vernichtet und Ladislaus Döry von Jobahaza wurde 1712 mit der Wiederbevölkerung beauftragt. Sein Werber in Deutschland war Franz Felbinger in Biberach. Über 14.000 Siedler kamen auf Donauschiffen. Desorganisation und Epidemien (Ungarische Krankheit) führten zur Flucht vor den Grundbesitzern und dem Tod. Im Gebiet Dörys bei Tevel im Komitat Tolna kamen 1712 130 Familien an drei Jahre später zählte man lediglich 43. Nach der Ankunft mit den Ulmer Schachteln im Hafen von Tolnau wurden sie häufig von anderen Werbern in andere Dörfer abgeworben, indem man ihnen bessere Ansiedlungsbedingungen versprach. Gemäss den Konskriptionslisten von 1720 fand man Deutsche in folgenden Orten: Majos (1715), Zvod (1718), Kismányok (1719), Varsád (1718/19), Nagyszékely (1720), Németmárok (1720), Dunaföldvár und Szulok. Es waren Schwaben, Hessen (häufig Protestanten) und aus dem Bistum Fulda. Auch Graf Mercy der bekannte Kolonisator von Temeschwar wurde 1722 Privatbesitzer im Komitat Tolna und verminderte die Zahl der staatlichen Banat Siedler, indem er sie durch seine Werber in Wien zu seinem Gebiet Högesz im Komitat Tolna lenkte. Im neuerlichen Türkenkrieg 1736 wurden die neuen Dörfer des Banats zerstört. Bis 1752 wurden Privatsiedlungen von jedem organisiert, der Land besass, von verschiedenen Grundbesitzern, Familien und der Kirche. Die Deutschen kamen als Bauern in bereits bestehende Dörfer, die durch Ungarn, Kroaten oder Serben besiedelt waren. Für die ersten drei Jahre bestand Steuerfreiheit. Sehr wertvolle Quellen für die Anfänge der Besiedelung bilden die Steuerlisten sog. Konskriptionen, insbesondere in den Komitatsarchiven der Baranya (Fünfkirchen) und der Tolnau (Seckshard). F. Hengl veröffentlichte die Listen der Baranya. Nur sehr wenige Kirchenbücher geben Auskunft über die Herkunft der Siedler. Daher ist es sehr schwierig den Geburtsort in Deutschland ausfindig zu machen. Häufig flohen Familien in andere Dörfer, um Steuerzahlungen zu entgehen oder um unter einem neuen Grundbesitzer und besseren Bedingungen neu anzufangen. Einige Siedler der Batschka stammen aus der Baranya und der Tolnau, was die Familienforschung sehr erschwert.
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