Wappen Österreich-Ungarn
Nächste Seite

Die Geschichte der Donauschwaben und ihr Land:

In der Tiefebene diesseits und jenseits der Theiß lagen vor der Niederlage bei Mohács mehrere Siedlungen mit ungarischer Bevölkerung. Der Unglückstag vom 29. August 1526 war der Beginn einer eineinhalb Jahrhunderte lang dauernden Herrschaft unter türkischem Joch. Als nach der Rückeroberung der Festung Ofen im Jahre 1686, dank den Siegen des Markgrafen Ludwig von Baden und des Prinzen Eugen von Savoyen, die Türkenherrschaft ein Ende nahm, stand in dem einst dichtbevölkerten Grenzland Südungarns kaum noch ein Haus. Die Türkenherrschaft hatte ein düsteres Bild hinterlassen. Die Fluren bei den ehemaligen blühenden Dörfern waren unbebaut und unbenutzt. Die menschenleere Gegend war versumpft, Donau, Theiß und Maros verströmten nach Hochwässern ungehindert ihre Fluten und hinterließen faule Sumpfwässer. Dickicht, Farnkraut und Buschwerk überwucherten die trostlose Einöde. Die Wiederbelebung und Neukolonisation begann zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Zwei Namen sind untrennbar mit der Geschichte des Schwabentums in Ungarn verbunden: Prinz Eugen von Savoyen und Graf Claudius Mercy. Der Türkenbezwinger sicherte Kaiser Karl VI. das Land, trug dem Kaiser seine Pläne zur Besiedelung vor und setzte den Grafen Mercy als Gouverneur ein. Dieser begann sein Lebenswerk, das seine Nachfolger unter Maria Theresia und Joseph II. weiterführen konnten: In wenigen Jahrzehnten wurden Städte angelegt, Ländereien ausgemessen, Sümpfe kultiviert, Dämme aufgebaut und Kanäle durch die langsam sich erholende Ebene gezogen.
Die größte Leistung stellte jedoch die Gründung von hunderten planmäßig wie ein Schachbrett angeordneten Dörfer dar. Bald siedelten dort die ersten Kolonisten aus dem deutschen Schwabenland. Der Kaiser gewährte viel versprechende Begünstigungen: Land und Hausbesitz, mehrjährige Steuerfreiheit, Vieh und Hausgerät zum Einstand lockten in den Jahren 1722 bis 1726 mindestens 3000 Familien nach Südungarn. Um 1740 fanden im Schwabenland, im Schwarzwald und am Oberrhein wahre Werbefeldzüge statt. Ein kaiserlicher Trommler besuchte die Dörfer, verkündete die Privilegien und forderte die Schwaben zum Umzug auf. Sehr viele Menschen folgten dieser gut gemeinten Werbetrommel. Haus und Hof wurde zu Geld gemacht, Hab und Gut verpachtet und der Rest des Hausstandes bei Ulm auf kleine Schiffe verladen. Diese "Ulmer Schachteln" beförderten die Kolonisten nach Wien, wo sie ihr Startgeld, Patente und Ausweise bekamen. Mit der dritten Einwanderungswelle um 1770 bis ca. 1780 kamen neben einigen tausend Schwaben auch etliche französische, italienische und sogar spanische Kolonisten ins Land. Vor hundert Jahren gehörte die Batschka und das Banat zu den reichsten Gegenden Ungarns. Die südungarischen Deutschen wurden, obwohl sie nicht alle dem schwäbischen Stamm angehörten, allgemein "Schwaben" ("schwaba") genannt.
Top-Ort
Top-Objekt